LES VEPRES SICILIENNES (I VESPRI SICILIANI

Handlung und Libretto

Erster Akt: (Ein großer Platz in Palermo)

Nach dem Ende der Ouvertüre treffen trinkende französische Soldaten und Sizilianer aufeinander. Die Sizilianer beklagen die Schreckensherrschaft der Franzosen und wollen Rache. In diesem Moment betritt Herzogin Hélène, die Trauerkleidung trägt, in Begleitung ihrer Zofe die Bühne, beklagt den Mord an ihrem Bruder und sinnt auf Rache. Die französischen Soldaten, angeführt von Robert, zwingen Hélène, ein Lied zu singen. Sie singt ein Freiheitslied, mit dem sie die Sizilianer zum Widerstand anstachelt. Als die Sizilianer über die Soldaten herfallen wollen, betritt der Gouverneur Montfort die Bühne. Die Menge stiebt auseinander. Henri (Arrigo), ein sizilianischer Widerstandskämpfer, kommt hinzu und berichtet Hélène, dass er aus der französischen Haft entlassen wurde. Montfort versucht, ihn auf die Seite der französischen Besatzer zu ziehen und von Hélène fernzuhalten, aber Henri weigert sich. Am Schluss des Aktes eilt Henri in Hélènes Palast.

Zweiter Akt: (Ein Tal nahe Palermo... mit im Hintergrund das Meer)

Procida, der eigentliche Spiritus rector des sizilianischen Aufstandes, ist zusammen mit anderen Sizilianern nach drei Jahren aus dem Exil zurückgekehrt, landet als erster mit einem Boot und begrüßt seine Heimat. Palerme! O mon pays! Pays tant regretté … (besser bekannt als: O patria, o cara patria; „O Vaterland, teures Vaterland“) mit der bekannten Kantilene Et toi, Palerme … (O tu, Palermo), die mit dem Aufruf schließt, contre vos oppresseurs, levez-vous („erhebt euch gegen eure Unterdrücker“). Manfred und andere Sizilianer aus seiner Begleitung umringen Procida. Procida versucht, Hélène und Henri, die hinzugekommen sind, für den geplanten Aufstand zu gewinnen. In diesem Fall würden Byzanz und Peter von Aragón den Sizilianern zu Hilfe kommen. Henri sichert ihm seine Gefolgschaft zu. Nachdem Procida die Bühne verlassen hat, beschwört Hélène den Sizilianer Henri, ihren Bruder zu rächen. Dann will sie ihm trotz des Standesunterschiedes angehören. Bethune aus Montforts Gefolge, begleitet von Soldaten, überbringt Henri eine Einladung zu einem Ball im Gouverneurspalast. Als sich Henri weigert, ziehen sie ihn mit Gewalt mit sich fort. Procida kommt zu spät, um es zu verhindern. In diesem Moment nähern sich junge Männer und Frauen in einem Hochzeitszug. Procida gelingt es agitatorisch, die französischen Soldaten anzustacheln, die Bräute zu rauben, was nach einem Tanz geschieht. Auch Hélènes Zofe wird entführt. Procida kann nur noch verhindern, dass auch Hélène entführt wird. Die empörten Sizilianer rotten sich zum Aufstand zusammen.

Dritter Akt:

1. Bild: (Arbeitszimmer Guy de Montforts im Palast in Palermo)

Montfort, der wegen seiner Grausamkeit von seiner Frau verlassen wurde, hat durch ihren letzten Brief erfahren, dass Henri sein Sohn ist. Montfort lässt Henri ehrenhaft abholen und vor sich treten und gibt sich als dessen Vater zu erkennen.

2. Bild: (Festsaal im Palast)

Der Raum ist für einen Maskenball vorbereitet. Henri, Hélène und Procida befinden sich maskiert unter den Gästen. Montfort, begleitet von Soldaten, nimmt einen erhöhten Platz ein. Das Fest beginnt mit dem Ballett Les quatres saisons („Die vier Jahreszeiten“) mit einem Vorspiel und der Abfolge Winter – Frühling – Sommer – Herbst. Nach einem applaudierenden Chor treffen Procida, Hélène und Henri zusammen. Als Montfort hinzukommt, erzählt ihm Henri, dass ein Attentat auf ihn geplant ist. Hélène will Montfort erdolchen, aber Henri wirft sich vor seinen Vater, um ihn zu schützen. Henri gilt in den Augen Hélènes und der Sizilianer als Verräter.

Vierter Akt: (Der Hof einer Festung)

Henri, der von Montfort die Erlaubnis erhalten hat, die gefangenen Verschwörer zu sehen, beklagt den Verlust seiner Ehre. Als ihm Hélène vorgeführt wird, bezichtigt sie ihn erneut des Verrates. Henri erklärt ihr, dass Montfort sein Vater ist und dass er deshalb seine Ehre geopfert hat. Hélène versteht und verzeiht ihm. Procida, der Henri nicht bemerkt hat, übergibt Hélène einen Brief, aus dem hervorgeht, dass ein Schiff Peters von Aragón, beladen mit Gold und Waffen, unterwegs ist. In diesem Moment bemerkt er Henri, den er erneut als Verräter beschimpft. Als auch Montfort mit französischen Offizieren dazukommt, verlangt er die Hinrichtung der Verschwörer. Henri bittet ihn um eine Begnadigung. Procida, der von Hélène erfahren hat, dass Henri Montforts Sohn ist, glaubt, dass sein Vaterland verloren ist. Im Inneren der Festung singen bereits die Mönche zur Einleitung der Hinrichtung De profundis clamavi ad te, Domine! Domine! Exaudi orationem meam! Henri bittet Montfort auf den Knien um Gnade für die Verschwörer. Montfort erklärt sich unter der Bedingung bereit, dass ihn Henri einmal „Vater“ nennt. Henri weigert sich zunächst. Hélène und Procida sind bereit zu sterben. Angesichts des Henkers schreit Henri auf: Mon père („Mein Vater“). Daraufhin begnadigt Montfort die Verschwörer, spricht von Frieden und verspricht, Hélène und Henri am nächsten Tag in der Vesperstunde zu vermählen. Während die anwesenden Sizilianer und Franzosen auf Versöhnung hoffen, sinnt Procida weiterhin auf Rache und die Befreiung Siziliens.

Funfter Akt: (Garten von Monforts Palast)

Ein Chor junger Männer und Frauen singt von Frieden und dem Glück der Liebe. Hélène, die bereits ein Hochzeitskleid trägt, hofft auf eine endgültige Versöhnung der Sizilianer und Franzosen. In einem Duett gestehen sich Henri und Hélène noch einmal ihre Liebe. Nach Henris Abtritt nähert sich Procida. Er teilt Hélène mit, dass nach ihrem Jawort und dem Läuten der Hochzeitsglocken das Gemetzel beginnen wird. Hélène ist verzweifelt und sinnt auf einen Ausweg. Schließlich sagt sie Henri, dass sie ihn nicht heiraten kann, weil noch immer der Schatten ihres Bruders zwischen ihnen steht. Eine Hochzeit wird niemals stattfinden. Als Montfort hinzukommt, klagt ihm Henri, dass Hélène ihr Versprechen brechen will. Montfort, zur Versöhnung bereit, legt stattdessen Henris und Hélènes Hände ineinander und sagt, dass sie nicht gegen ihre Neigung entscheiden soll. Procida gibt das Zeichen für das Läuten der Glocken. Hélène sagt zum letzten Mal nein. Vergeblich. In diesem Moment beginnen die Glocken zu läuten. Die Sizilianer stürzen bewaffnet auf die Bühne und metzeln Montfort und die Franzosen nieder. Der Vorhang fällt unter den Klängen des agitato aus der Ouvertüre.

Weiter zum Kommentar ? (klicke hier)