VERDI - BIOGRAPHISCHES

ERBE (TESTAMENT)

Nachdem Giuseppe Verdi am 10 Oktober 1899 86 Jahre alt geworden und seine  2. Ehefrau Giuseppina Verdi-Strepponi,  bereits 1897 gestorben war und auch viele andere Personen und Freunde, die in seinem Leben eine wichtige oder entscheidende Rolle gespielt hatten, nicht mehr lebten -nur Arrigo Boito, Teresa Stolz, Giulio Ricordi und seine Adoptivtochter verweilten noch in seiner unmittelbaren Nähe-, faste der Maestro den Beschluss, ein Testament zu verfassen, da auch er  spürte, daß sein irdisches Leben bald zu Ende gehen könnte.

Es ist ein berührendes Testament... ein Testament worin Verdi unter anderem festlegte, dass  nahezu sein ganzes Vermögen, ebenfalls alle zukünftige Tantiemezahlungen seiner Werke,  dem von ihm und seiner Gattin in Mailand gegründeten Altersheim für Musiker... der Casa Riposo per Musicisti  zugute kommen soll. 

Weiterhin erklärte Verdi mittels des Testamentes seine Adoptivtochter Maria Filomena, die er 1867 als  siebenjähriges Mädchen adoptiert hatte -sie heiratete später Alberto Carrara, der Sohn des Notars von Busseto-  zu seiner Alleinerbin, dem zufolge sie und Ihr Gatte nicht nur die Villa Sant' Agata inkl. dem vollständigen Archiv und alle dort verbleibenden Gegenstände erbten, sondern auch den Park, alle Landflächen Sant' Agata's (ca. 900 Hektare) und alle Gehöfte die Verdi während der Zeit von fast 55 jahren erworben hatte.

Das Testament

(Eigenhändiges Testament von Giuseppe Verdi -  Eingetragen in Busseto am ersten Februar neunzehn­hunderteins.

Mailand, 14. Mai 1900

Dies ist mein Testament.

Ich widerrufe jede frühere Anordnung und erkläre sie für unwirksam.

Ich ernenne und setze ein zu meiner Universalerbin meine Verwandte Maria Verdi, verheiratet mit Herrn Alherto Carrara in Busseto. Sie hat keine Bürgschaft zu stellen und soll frei sein von der Verpflichtung, ein Inventar aufzunehmen.

1.

Ich vermache den Hauptasylen der Stadt Genua die Summe von zwanzigtausend Lire.

2.

Ich vermache der Anstalt für rachitische Kinder, erhalten von der Stadt Genua, die Summe von zehn­tausend Lire.

3.

Ich vermache der Taubstummenanstalt der Stadt Genua die Summe von zehntausend Lire.

4.

Ich vermache dem Blindeninstitut der Stadt Genua die Summe von zehntausend Lire.

5.

Ich vermache· dem Guerino Balestrieri, der seit vielen Jahren in meinen Diensten steht, die Summe von zehntausend Lire.

6.

Ich vermache den Hausleuten, die zehn Jahre in meinen Diensten stehen werden, einem jeden die Summe von viertausend Lire. Den andern Haus­bediensteten je tausend Lire.

7.

Ich vermache dem Doktor Angiolo Carrara in Busseto meine goldene Repetieruhr mit goldener Kette undvermache ferner seinem Sohne Alherto alle meine Waffen mit dem Schrank, in dem sie ver­schlossen sind, außerdem alle goldenen Hemdknöpfe, die ich trage.

Alle diese Vermächtnisse sollen von meiner Erbin binnen sechs Monaten, von meinem Todestag an ge­rechnet, ausbezahlt und entrichtet werden. (8. bis 13.)

14.

Ich vermache der Stiftung „Altersheim für Mu­siker", die als juristische Person mit Dekret vom 31. Dezember 1899 bestätigt ist, abgesehen von dem Gebäude, das ich in Mailand, Piazzale Michelangelo, habe aufführen lassen: ( ...)

1.

Fünfzigtausend Lire fünfprozentige konsolidierte italienische Rente, derzeit von mir gesperrt mit der Bezeichnung N vier.

2.

Fünfundzwanzigtausend Lire italienische Rente auf Überbringer lautend.

3.

Alle meine Komponistentantiemen in Italien sowohl wie im Ausland von allen meinen Opern einschließlich der Beträge, die mir aus derlei Zes­sionsverträgen zustehn. Von diesen Einkünften wird der Verwaltungsrat in den ersten zehn Jahren jähr­lich nur fünftausend Lire verwenden dürfen; dies, damit aus dem Rest ein Kapital gebildet werde, das dem Grundstock der Stiftung zuwachsen soll. [4.-5.]

6.

Ich vermache dem genannten Altersheim für Musiker das große Erard-Klavier, das in meinem Zimmer in Genua steht, mein Spinett in S. Agata, meine Auszeichnungen, Künstlererinnerungszei­chen, die Bilder, die meiner· Erbin durch einen besonderen Brief bezeichnet sind, und die Gegen­stände, die diese meine Erbin sonst für geeignet halten wird, in einem Saal der genannten Anstalt aufbewahrt zu werden.

15.

Ich vermache dem Landmann Basilio Pizzola, der seit vielen Jahren in meinem Garten in S. Agata arbeitet, die Summe von dreitausend Lire, die so­gleich nach meinem Tode auszuzahlen ist.

16.

Ich vermache dem Bedienten Gaiani Giuseppe und der Teresa Nepoti für die mir geleisteten treuen Dienste je viertausend Lire, obgleich sie noch nicht zehn Jahre bei mir bedienstet waren. [ ... ]

Ich mache meiner Erbin zur Pflicht, die oben be­zeichneten Vermächtnisse innerhalb von sechs Mo­naten nach meinem Tode auszuzahlen und die zu­gunsten des Altersheims für Musiker zu erlegenden Wertpapiere gleich nach meinem Tod auszusondern.

Ich wünsche dringend, in Mailand begraben zu werden, neben meiner Frau, und zwar in der Ka­pelle, die in dem von mir begründeten Altersheim erbaut werden soll. Sollte dieser hier ausgesprochene Wunsch nicht er­füllt werden, so bestimme ich, daß auf der Grabstelle des Mailänder Monumentalfriedhofes, die der Rechts­anwalt Umberto Campanari für mich erworben hat, ein Denkmal aufgestellt werde. Sofern darüber nichts Weiteres verfügt würde, ist der hierfür nötige Betrag von meiner Erbin zu erlegen; doch soll die Summe nicht höher sein als zwanzigtausend Lire.

Ichbestimme zu Testamentsvollstreckern, Herrn Doktor Angelo Carrara in Busseto und seinen Sohn Alberto Carrara und vermache jedem von ihnen die Summe von fünftausend Lire.

Ich bitte meine Testamentsvollstrecker sich inallem, was die Vollstreckung dieses meines Testa­ments angeht, an den Rechtsanwalt Umberto Cam­panari in Mailand zu halten.

Ich lege meiner Erbin die Verpflichtung auf, den Garten und mein Haus in S. Agata in dem gegenwärtigen Zustand zu erhalten und bitte sie, alles Land rings um den Garten gleichfalls zu belassen, wie es jetzt ist.

Die gleiche Verpflichtung gilt auch für ihre Erben oder deren Vertreter.

Ich bestimme, daß mein Begräbnis ganz bescheiden sein und bei Tagesanbruch oder abends ums Ave läuten stattfinden soll, ohne Gesang und Musik.

Ich wünsche nicht, daß mein Tod mit den üblichen Formeln bekanntgegeben werde.

An die Dorfarmen von S. Agata sollen den Tag nach meinem Tod sechstausend Lire verteilt werden.

Gefertigt: G. Verdi

Busseto, am zwanzigsiebenten Januar neunzehnhunderteins.

Die gefertigten Testamentsvollstrecker des Maestro Giuseppe Verdi bestimmen hiermit auf Grund des eigenhändigen Testaments, wie es heute zu den Akten des Dr. Angelo Carrara in Busseto hinterlegt worden ist, was folgt: Das Testament selbst verfügt in Ansehung des Leichenbegängnisses in diesem Sinn:

Ich bestimme, dass mein Begräbnis ganz bescheiden sein und bei Tagesanbruch oder abends ums Ave-läuten stattfinden soll, ohne Gesang und Musik.

Ich wünsche nicht, daß mein Tod mit den üblichen Formeln bekanntgegeben werde."

Ferner enthält ein besonderer Brief des Maestro Verdi an Dr. Carrara wörtlich folgendes:

,,Ihnen, den ich mir erlaubt habe, zu meinem Te­stamentsvollstrecker zu ernennen, lege ich ans Herz, daß nicht nur die Bestimmungen des Testamentes genau befolgt werden... "

Die gefertigten Testamentsvollstrecker bestimmen demgemäß, daß entsprechend dem Wunsch des Ver­storbenen das Begräbnis ganz bescheiden vor sich gehen soll, und zwar Mittwoch den 30. dieses Monates. Der Leichenzug mit einem Leichenwagen 2. Klasse wird um halb acht Uhr morgens vom Hotel Milan zu der Kirche San Francesco di Paola geführt werden. Nach der kirchlichen Zeremonie, gleichfalls 2, Klasse, wird die Leiche auf den Mailänder Monu­mentalfriedhof gebracht und in der Grabstätte bei­gesetzt werden, die der verstorbene Maestro schon im Voraus bezeichnet hat.

Die Gefertigten bestimmen den Herrn Rechtsanwalt Umberto Campanari, die genaue und getreue Befolgung des bisher Gesagten zu überwachen, um auch hierin einer Verfügung des Testaments genau nachzukommen, in der es heißt:

Ich bitte meine Testamentsvollstrecker, sich in allem, was die Vollstreckung dieses meines Testamentes angeht, an den Rechtsanwalt Umberto Campanari in Mailand zu halten.“

 A. Carrara

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