Giuseppe Verdi (Erbe / Villa Verdi)

Nachdem Giuseppe Verdi am 10. Oktober 1899 86 Jahre alt geworden und seine zweite Frau Giuseppina Verdi-Strepponi bereits verstorben war... und auch viele andere Menschen und Freunde, die in seinem Leben eine wichtige und einflussreiche Rolle gespielt hatten, nicht mehr lebten - nur Arrigo Boito, Teresa Stolz, Giulio Ricordi und seine Adoptivtochter Maria Filomena lebten noch in seiner unmittelbaren Nähe - verfasste der Maestro ein Testament, da er spürte, dass auch sein irdisches Leben bald zu Ende gehen könnte.

Ein Testament, in dem Verdi unter anderem verfügte, dass fast sein gesamtes Vermögen, einschließlich aller künftigen Tantiemen aus seinen Werken, dem von ihm und seiner Frau in Mailand gegründeten Altersheim für Musiker, der "Casa di Riposo per Musicisti", zugute kommen sollte.

Außerdem erklärte Verdi in seinem Testament seine Adoptivtochter Maria Filomena Verdi, die er 1868 im Alter von sieben Jahren adoptiert hatte und die später Alberto Carrara, den Sohn des Notars Angiolo Carrara aus Busseto, heiratete, zu seiner Universalerbin. Und dadurch erbte sie nicht nur das Haus Verdis mit dem gesamten Archiv und allen darin befindlichen Gegenständen, sondern auch den Park, alle Grundstücke (ca. 930 Hektar) und die 15 Bauernhöfe, die Verdi im Laufe von fast 55 Jahren erworben hatte. (Weiterlesen? Siehe unten) 

Verdis Testament...

DIES IST MEIN TESTAMENT  (Mailand, 14. Mai 1900) Ich widerrufe hiermit jede frühere Anordnung und erkläre sie für unwirksam.

Testament (1.Teil)

Ich ernenne und setze ein zu meiner Universalerbin meine Verwandte Maria Verdi, verheiratet mit Herrn Alherto Carrara in Busseto. Sie hat keine Bürgschaft zu stellen und soll frei sein von der Verpflichtung, ein Inventar aufzunehmen.

1.

Ich vermache den Hauptasylen der Stadt Genua die Summe von zwanzigtausend Lire.

2.

Ich vermache der Anstalt für rachitische Kinder, erhalten von der Stadt Genua, die Summe von zehn­tausend Lire.

3.

Ich vermache der Taubstummenanstalt der Stadt Genua die Summe von zehntausend Lire.

4.

Ich vermache dem Blindeninstitut der Stadt Genua die Summe von zehntausend Lire.

5.

Ich vermache dem Guerino Balestrieri, der seit vielen Jahren in meinen Diensten steht, die Summe von zehntausend Lire.

6.

Ich vermache den Hausleuten, die zehn Jahre in meinen Diensten stehen werden, einem jeden die Summe von viertausend Lire. Den andern Haus­bediensteten je tausend Lire.

7.

Ich vermache dem Doktor Angiolo Carrara in Busseto meine goldene Repetieruhr mit goldener Kette und vermache ferner seinem Sohne Alherto alle meine Waffen mit dem Schrank, in dem sie ver­schlossen sind, außerdem alle goldenen Hemdknöpfe, die ich trage.

Alle diese Vermächtnisse sollen von meiner Erbin binnen sechs Monaten, von meinem Todestag an ge­rechnet, ausbezahlt und entrichtet werden. (8. bis 13.)


Testament (2.Teil)

14.

Ich vermache der Stiftung „Altersheim für Mu­siker", die als juristische Person mit Dekret vom 31. Dezember 1899 bestätigt ist, abgesehen von dem Gebäude, das ich in Mailand, Piazzale Michelangelo, habe aufführen lassen: ( ...)

1.

Fünfzigtausend Lire fünfprozentige konsolidierte italienische Rente, derzeit von mir gesperrt mit der Bezeichnung N vier.

2.

Fünfundzwanzigtausend Lire italienische Rente auf Überbringer lautend.

3.

Alle meine Komponistentantiemen in Italien sowohl wie im Ausland von allen meinen Opern einschließlich der Beträge, die mir aus derlei Zes­sionsverträgen zustehn. Von diesen Einkünften wird der Verwaltungsrat in den ersten zehn Jahren jähr­lich nur fünftausend Lire verwenden dürfen; dies, damit aus dem Rest ein Kapital gebildet werde, das dem Grundstock der Stiftung zuwachsen soll. [4.-5.]

6.

Ich vermache dem genannten Altersheim für Musiker das große Erard-Klavier, das in meinem Zimmer in Genua steht, mein Spinett in S. Agata, meine Auszeichnungen, Künstlererinnerungszei­chen, die Bilder, die meiner· Erbin durch einen besonderen Brief bezeichnet sind, und die Gegen­stände, die diese meine Erbin sonst für geeignet halten wird, in einem Saal der genannten Anstalt aufbewahrt zu werden.

15.

Ich vermache dem Landmann Basilio Pizzola, der seit vielen Jahren in meinem Garten in S. Agata arbeitete, die Summe von dreitausend Lire, die so­gleich nach meinem Tode auszuzahlen ist.

16.

Ich vermache dem Bedienten Gaiani Giuseppe und der Teresa Nepoti für die mir geleisteten treuen Dienste je viertausend Lire, obgleich sie noch nicht zehn Jahre bei mir bedienstet waren. [ ... ]


Testament (3.Teil)

17.

Ich mache meiner Erbin zur Pflicht, die oben be­zeichneten Vermächtnisse innerhalb von sechs Mo­naten nach meinem Tode auszuzahlen und die zu­gunsten des Altersheims für Musiker zu erlegenden Wertpapiere gleich nach meinem Tod auszusondern.

Ich wünsche dringend, in Mailand begraben zu werden, neben meiner Frau, und zwar in der Ka­pelle, die in dem von mir begründeten Altersheim erbaut werden soll. Sollte dieser hier ausgesprochene Wunsch nicht er­füllt werden, so bestimme ich, daß auf der Grabstelle des Mailänder Monumentalfriedhofes, die der Rechts­anwalt Umberto Campanari für mich erworben hat, ein Denkmal aufgestellt werde. Sofern darüber nichts Weiteres verfügt würde, ist der hierfür nötige Betrag von meiner Erbin zu erlegen; doch soll die Summe nicht höher sein als zwanzigtausend Lire.

Ich bestimme zu Testamentsvollstreckern, Herrn Doktor Angelo Carrara in Busseto und seinen Sohn Alberto Carrara und vermache jedem von ihnen die Summe von fünftausend Lire.

Ich bitte meine Testamentsvollstrecker sich in allem, was die Vollstreckung dieses meines Testa­ments angeht, an den Rechtsanwalt Umberto Cam­panari in Mailand zu halten.

Ich lege meiner Erbin die Verpflichtung auf, den Garten und mein Haus in S. Agata in dem gegenwärtigen Zustand zu erhalten und bitte sie, alles Land rings um den Garten gleichfalls zu belassen, wie es jetzt ist.

Die gleiche Verpflichtung gilt auch für ihre Erben oder deren Vertreter. 

Ich bestimme, daß mein Begräbnis ganz bescheiden sein und bei Tagesanbruch oder abends ums Ave läuten stattfinden soll, ohne Gesang und Musik.

Ich wünsche nicht, daß mein Tod mit den üblichen Formeln bekanntgegeben werde.

An die Dorfarmen von S. Agata sollen den Tag nach meinem Tod sechstausend Lire verteilt werden.

Gefertigt:

G. Verdi

Busseto, am zwanzigsiebenten Januar neunzehnhunderteins. 


Testament (4.Teil)...

Die gefestigten Testamentsvollstrecker des Maestro Giuseppe Verdi bestimmen hiermit auf Grund des eigenhändigen Testaments wie es heute zu den Akten des Dr. Angelo Carrara in Busseto hinterlegt worden ist, was folgt:

Das Testament selbst verfügt in Ansehung des Leichenbegängnisses in diesem Sinn:

1.

Ich bestimme, dass mein Begräbnis ganz bescheiden und bei Tagesanbruch oder abends ums Ave Maria -läuten und ohne Gesang und Musik stattfinden soll,

2.

Ich wünsche nicht, daß mein Tod mit den üblichen Formeln bekanntgegeben werde."

3.

Ferner enthält ein besonderer Brief des Maestro Verdi an Dr. Carrara wörtlich folgendes:

,,Ihnen, den ich mir erlaubt habe, zu meinem Te­stamentsvollstrecker zu ernennen, lege ich ans Herz, daß nicht nur die Bestimmungen des Testamentes genau befolgt werden..." Die gefestigten Testamentsvollstrecker bestimmen demgemäß auch daß entsprechend dem Wunsch des Ver­storbenen das Begräbnis ganz bescheiden vor sich gehen soll, und zwar Mittwoch den 30. dieses Monates.

Der Leichenzug mit einem Leichenwagen 2. Klasse wird um halb acht Uhr morgens vom Hotel Milan zu der Kirche San Francesco di Paola geführt werden. Nach der kirchlichen Zeremonie, ebenfalls 2, Klasse, wird die Leiche auf den Mailänder Monu­mentalfriedhof gebracht und in der Grabstätte bei­gesetzt werden, die der verstorbene Maestro schon im Voraus bezeichnet hat.

Die Gefestigten bestimmen weiter den Herrn Rechtsanwalt Umberto Campanari, die genaue und getreue Befolgung des bisher Gesagten zu überwachen, um auch hierin einer Verfügung des Testaments genau nachzukommen, in der es heißt: Ich bitte meine Testamentsvollstrecker, sich in allem, was die Vollstreckung dieses meines Testamentes angeht, an den Rechtsanwalt Umberto Campanari in Mailand zu halten.“


 

Nogmals.... DIES IST MEIN TESTAMENT (Mailand, 14. Mai 1900) Ich widerrufe hiermit alle früheren Verfügungen und erkläre sie für ungültig“.

Inwieweit die von Verdi testamentarisch verfügten Anordnungen vollständig nach seinem freien Willen festgelegt wurden, ist fraglich, da, wie aus der Eröffnungszeile des Testaments hervorgeht, bereits andere Fassungen im Gespräch gewesen sein sollen. 

Betrachten wir daher die Bestimmungen im Kontext dessen, was sich bereits kurz nach Verdis Tod und bis Ende September 2022, -also vor 120 Jahren- abgespielt hat.

Vorgeschichte...

1.

Wie in jeder seriösen Verdi-Biographie nachzulesen ist, konnte Verdi mit seiner 2. Ehefrau Giuseppina Strepponi keine Kinder zeugen. Was die Gründe dafür waren... darüber ist viel geschrieben worden. Auch darüber das Giuseppina Strepponi in ihren jungen Jahren bereits 3 Kinder von 3 verschiedenen Männern geboren hatte. 

Tatsache ist aber, dass sowohl Verdi, vorallem aber seine Frau Giuseppina sehr darunter gelitten haben, dass sie keine Kinder miteinander haben konnten. Für Verdi selbst war es schwer, weil die beiden Kinder, die aus seiner Ehe mit Margarita Barezzi hervorgegangen sind, sehr früh verstarben.

2.
Im Jahre 1868, als Verdi 55 Jahre alt war - Giuseppina war 53 - beschlossen beide, ein Kind zu adoptieren und dabei handelte sich um Filomena Verdi die Tochter eines Cousins Verdis, die damals 8 Jahre alt war.

Kurz nach der Adoption stellten Verdi und seine Frau fest, dass die Erziehung Filomena schwieriger war als erwartet, und so beschlossen beide, das Mädchen in ein Internat in Turin zu geben. Wie lange Filomena dort blieb... darüber gehen die Meinungen auseinander... das ist für die Sache Verdis auch nicht so wichtig. Wichtig ist, dass Maria-Filomena, wie Verdi sie später nannte, 1878 Alberto Carrara heiratete. Dieser war der Sohn von Angiolo Carrara, Verdis Notar und Freund in Busseto. 

3.
Nach der Heirat, von der nicht ganz klar ist, ob es eine Liebesheirat war, verschwanden beide sozusagen mehr oder weniger aus dem sicht  Verdis Leben. Auch sprachen Verdi und seine Frau kaum noch über beiden... auch in Verdis Korrespondenz ist bis zur Uraufführung des Falstaff (1893) kaum noch von den beiden die Rede. 

Doch als sich Anfang 1897 der Gesundheitszustand von Verdis Frau sehr verschlechterte, tauchte Maria Filomena plötzlich wieder an Verdis Seite auf und wich von da an bis zu seinem Tod 1901 nicht mehr von seiner Seite. Das heißt, überall wo Verdi war/auf Reisen ging, war meistens auch Maria Filomena dabei. 

Die Fakten bezüglich der heutige Krise... 

Wie aus Verdis entgültige Testament vom 14. Mai 1900 hervorgeht  setzte Verdi am 14.05.1900 seine Adoptivtochter Maria Filomena zu seiner Universalerbin ein, allerdings aber mit der Verpflichtung, alles so zu belassen, wie er (Verdi) es hinterlassen hatte, als er im September/Oktober 1900 nach Mailand übersiedelte.

Die Erbin hielt sich jedoch nicht daran, so dass genau 100 Jahre später nur noch die Villa Verdi + 7 Hektar Park übrig waren.  Das war im Jahr 2001, in dem Alberto Carrara-Verdi, Enkel der Universalerbin und ebenfalls Notar in Busseto, starb. Und dieser Alberto, der vier Kinder hatte, verfügte dann mittels ein merkwürdigerweise NICHT MEHR AUFFINDBARES TESTAMENT, dass sein Sohn Angiolo Verdis-Haus + Park + alle darin verbliebenen Gegenstände... auch das gesamte Archiv erben sollte. 

a. So soll man sich fragen... ist es wenigstens nicht seltsam, dass ein Testament in einem Notariat verschwinden kann?

b. War diesbezüglich die reden von ein rechtlich gültiges Testament, da Kinder immer Recht auf ein Pflichtteil haben?

Alberto Carara-Verdis Sohn Angiolo behauptet "JA" seine drei Schwestern, jetzt noch zwei, weil Emanuela 2020 verstarb, behaupten "NEIN", und deshalb kam es ab sozusagen 2002 zwischen den 4/3 Kindern Alberto Carrara-Verdi zu einem immer bitterer werdenden Streit, besser gesagt Krieg, der bis Ende September 2022 dauerte und deshalb sicher mit sehr hohen Kosten verbunden war.

Und vielleicht war es auch deshalb seit 2002 nicht möglich, Verdis Haus an der so sehr wichtigen Instandhaltung zu unterziehen die bei einer alten Immobilie immer  und regelmäßig notwendig ist. Und vielleicht ist auch dass der grund das Verdis Villa ausschließlich mittels eine komplettsanierung gerettet werden kann!

Da es nicht die Internationale Giuseppe Verdi Stiftung ist um ohne dazu eingeladen zu werden alle Fakten offen zu legen. bleibt nur...

Ende September 2022 beschloss der Gerichtshof in Parma. das die Villa Verdi (Museum) geschlossen werden muss und verkauft oder versteigert werden soll.

EINSATZT UM 30 MILLIONEN EURO.... das ist der Betrag, den die Erben für die Villa + Park und alle darin verbleibende gegenständen verlangen.

EIN BETRAG, DER UNSERER MEINUNG NACH UNMÖGLICH IST UND DEN DAS GERICHT ABLEHNEN soll, WEIL DIE MITGLIEDER DER FAM. CARRARA-VERDI SEIT VERDIS TOD AUSSCHLIESSLICHEN PROFIT AUS SEINEM BESITZ GEZOGEN HABEN.