OBERTO, CONTE DI SAN BONIFACIO

Storia

Als junger Komponist musste sich Verdi noch an die Gepflogenheiten des damaligen italienischen Opernbetriebes halten. Zunächst entschied ein Impresario  welche Opern in der kommenden Saison zur Uraufführung kommen sollten. Anschließend wurde die Besetzung festgelegt. Erst danach beauftragte man einen Librettisten, der in groben Zügen die Handlung skizzierte. Falls die  Zensurbehörde das geplante Stück akzeptierte, wurde das endgültige Libretto ausgearbeitet. Der Komponist war nur zweitrangig und musste zumindest ein Bravourstück für die Primadonna schreiben. Falls es der Primadonna missfiel, wählte sie eine Arie aus ihrem Repertoire, die durchaus auch von einem anderen Komponisten stammen konnte. Selbst wenn eine Oper von anderen Bühnen nachgespielt wurde, gab es „Anpassungen“ an die vorhandenen Sänger.Erst nach Verdis durchschlagendem Erfolg mit seiner dritten Oper Nabucodonosor (Nabucco) hatte er die Möglichkeit, Einfluss auf die Wahl des Stückes und das Libretto zu nehmen. Über die Entstehung der Oper gibt es widersprüchliche Angaben. Verdi selbst schrieb 1879 in seinen autobiographischen Angaben für seinen Verleger Giulio Ricordi  dass ihm Pietro Massini, der das Filodrammatico Theater in Mailand leitete, ein Libretto übergeben hatte, das später von Temistocle Solera überarbeitet wurde. Schon 1871 behauptete Verdi, dass der ursprüngliche Text von Antonio Piazza stammte und den Titel „Lord Hamilton“ trug. Nach einem Brief Verdis aus dem Jahr 1834 ist nur sicher, dass er auf ein versprochenes Libretto wartete. Im Jahre 1836 scheint Verdi dann ein Libretto erhalten zu haben, fand aber zunächst nicht die Zeit zur Komposition, da er als Leiter der Musikschule in Busseto voll ausgelastet war. Die Verdi-Forschung tut sich mit der Einordnung von Lord Hamilton schwer. So ist ein Brief Verdis an Massini vom 21. September 1837 erhalten, in dem er von einem Libretto Antonio Piazzas mit dem Titel „Rocester“ schrieb und darum bat, dass Piazza „il Duetto delle due donne (das Duett der beiden Frauen)“ erweitern sollte. Allerdings enthalten weder das Uraufführungslibretto noch der Klavierauszug des Oberto ein solches Duett. Aus diesem Grund kam der Verdi-Forscher Frank Walker zu dem Schluss, dass Rocester die verschollene erste Oper Verdis sei.Zu einem völlig anderen Ergebnis kam David Kimbell. Dieser wies darauf hin, dass das Quartett im 2. Akt des Oberto in Verdis Handschrift „ursprünglich die Vokalstimmen als Eleonora, Cuniza, Rocester (!) und Oberto bezeichnete“. Verdi strich den Namen Rocester durch und ersetzte ihn durch Riccardo.Da auch weitere Nummern des Oberto, die später gestrichen oder neu aufgenommen wurden, erhalten geblieben sind, ist es ebenso wahrscheinlich, dass der Oberto zunächst als „Rocester“ konzipiert war und erst nach der Umarbeitung durch Solera den Titel Oberto erhielt. Eine direkte literarische Vorlage für Oberto ist nicht nachweisbar, obwohl das Ezzelino-Thema in den 1830er Jahren mehrfach behandelt wurde. Möglicherweise war Giambattista Vercis  20 bändige Storia della Marca Trevigiani e Veronese, Venedig 1786, eine der Quellen der Librettisten.

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